Im Rahmen der Veranstaltung “Prävention:Krankheit vermeiden oder Gesundheit entwickeln?” an der Universität Witten/Herdecke und dem Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke Anfang November wurde das Ausbildungsprojekt “Studentische Gesundheitsberatung” an der Universität Witten/Herdecke vorgestellt:
Die Studentische Gesundheitsberatung ist ein Ausbildungsprojekt im Rahmen des Integrativen Begleitstudiengangs Anthroposophische Medizin (IBAM) an der Universität Witten/Herdecke. Entstanden ist das Projekt im Rahmen der Doktorarbeit von Evelyn Strunk, betreut von Christian Scheffer, dem Leiter der PJ-Ausbildungsstation am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.
Im klinischen Block Innere Medizin I liegt der Schwerpunkt darin, über Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung in ein differentialdiagnostisches Denken zu kommen. Neben dem Blick auf die Krankheit des Patienten, möchten wir den Blick der Studierenden hin auf die Gesundheit des Patienten erweitern. Neben der Pathologie, die die Erkrankung mit sich bringt, ergänzt der Blick auf die Wünsche und Möglichkeiten des Patienten, eine individuelle ressourcenstärkende Behandlungsmöglichkeit.
Die Studierenden erhalten die Aufgabe, während ihres 6wöchigen Blocks, mindestens zwei Patienten zu deren Gesundheit zu beraten. Inhaltlich lassen wir diese Beratungsgespräch thematisch frei, damit sich eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Studierenden und den Patienten bilden kann.
Unterstützend erhalten die Studierenden einmal die Woche ein Seminar zu den unterschiedlichen Themen der Lebensstilmedizin (Themen sind u.a.: Verhaltensänderung, Zielsetzung, Stress und Stressmanagement, Ernährung, Bewegung, Entspannung, Gesprächsführung). In diesen Seminaren können die Studierenden ihre Patienten vorstellen und erhalten Unterstützung zu ihrer Gesundheitsberatung.
Um in die Eigenerfahrung zu kommen, setzen sich die Studierenden für die Zeit des Blocks, selber Ziele in Bezug auf ihre eigene Lebensführung. Und sie bekommen ein Ziel von ihrem Blockpartner empfohlen. Durch diese Eigenerfahrung im Umsetzen von Verhaltensänderungen, steigen die Studierenden tiefer in die Thematik ein und können nachvollziehen, wie schön, aber auch wie schwer es ist, sein Verhalten im Alltag zu verändern. Und wie es sich mit Zielen verhält, die empfohlen werden. Denn so verhält es sich auch mit den Empfehlungen an den Patienten. Die gut gemeinten Lebensstilveränderungen stoßen nicht immer auf Annahme und verlieren sich in der Umsetzung im Alltag häufig sehr schnell.
Die Eigenerfahrung sensibilisiert die Studierenden im Umgang mit gut gemeinten Empfehlungen.
Die Studierenden erleben sich durch die Gesundheitsberatung sehr selbstwirksam und eigenständig. Sie haben eine eigene, wichtige Rolle und sind Teil des Gesundheitssystems für den Patienten. Der Patient fühlt sich gesehen und in seiner Individualität wahrgenommen, denn die Studierenden haben Zeit für ausführliche Gespräche.
Die Studierenden richten ihren Blick nicht nur auf die Behandlung von Krankheit, sondern auch auf die Förderung von Gesundheit.
Dr. med. Daniela Lang
Assistenzärztin Innere Medizin Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
IBAM-Mitarbeiterin
Ärztin für Anthroposophische Medizin (GAÄD)